Sonntag, 1. Juni 2014

Perfektion

Hallo liebe Hundefreunde,

gestern führte ich ein Gespräch mit einer Freundin, die einen sehr klugen Satz sagte bzw. eine kluge Frage stellt:

Wie kann ich von meinem Hund Perfektion verlangen, wenn ich doch selbst nicht perfekt bin?

Das ist natürlich nicht so gemeint, dass man einen Hund völlig nach dem "Anti-Autoritäts-Prinzip" erziehen soll, sondern vielmehr, dass wir so hohe Erwartungen in das Verhalten unseres Hundes haben, die wir selbst aber gar nicht erfüllen.

Nehmen wir das ltbekannte Thema Stress:
Wie kann ich von Nelly erwarten, in einer Situation angemessen zu reagieren, wenn ich doch selbst in dieser Situation völlig angespannt bin?

Ja, nämlich gar nicht...

Das Verhalten des Hundes ist das Produkt von Erlebtem - schlussendlich aber nicht nur das eigene erlebte, sondern das seines Menschen. Der Hund spiegelt uns.

So, nun möchte ich in Nelly und meiner Geschichte mal ein bisschen weiter zurück gehen, weil es so schön zum Thema passt.

Eine Freundin hat eine Hündin, Lucy. Lucy war praktisch Nelly´s erste richttige Hundefreundin ausserhalb der Hundeschule.
Lucy ist auf den ersten Blick ein unglaublich einfacher Hund. Sie ist glücklich, wenn sie dabei sein darf, benimmt sich niemals daneben, ist zu jedem nett und freundlich. Auf den zweiten Blick ist sie schon nicht mehr so einfach, weil sie ein Angsthund ist. Es wurde versucht sie auf einem Schäferhundplatz mit Gewalt zu "erziehen". Was das heisst, ahnt ihr sicherlich. Und by the way ist sie auch gar kein Schäferhund, sondern ein "JeDuMa" - Jeder Durfte Mal. ;)

Es steckt viel Arbeit in diesem Hund, die reine Vertrauensarbeit war, aber deshalb nicht weniger schwierig.

Doch ich hatte eine Lucy vor mir, die fast angstfrei war, weil ich sie in ihrer "schlimmsten Zeit" gar nicht kannte.

So und damals war Nelly noch unter einem Jahr alt, hatte Flausen im Kopf und es faustdick hinter den Ohren. Sie machte mir viele Probleme.

Ich machte nun also den Fehler sie mit Lucy zu vergleichen. Und glaubt mir, unterschiedlicher können Hunde überhaupt nicht sein.
Während Lucy immer mehr der zurückhaltende Schatten war, war Nelly ein "Hans Dampf in allen Gassen". Also war es sehr unfair, von ihr zu erwarten Verhalten wie Lucy zu zeigen.

Und da waren sie wieder, die Perfektions-Ansprüche.

Ja, mein Hund benimmt sich auch mal daneben. Ich versuche das mittlerweile etwas gelassener zu sehen, was mir ehrlich gestanden nicht immer gelingt, weil ich den Perfektions-Anspruch praktisch schon immer an sie hatte, was wirklich nicht fair ist.

Ich wollte immer einen Hund, der...
... überall ohne Leine laufen kann und auf den kleinsten Fingerzeig zu mir zurück kommt.
... zu allem und jedem nett und freundlich ist.
... der in allen Situationen gelassen reagiert.

Und ich habe einen Hund, der....

... naja ganz einfach einen Charakter hat und keinen Kadavergehorsam praktiziert.

In diesem Sinne wünschen wir euch einen schönen Sonntag
Mona und das Charakter-Tier

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