Samstag, 25. Juli 2015

Gedanken - was haben Flüchtlinge mit Hunden zu tun?

Da bin ich schon wieder.

Ich habe heute auf Arbeit viel Zeit gehabt (es hat geregnet wie aus Kübeln ;) ) und habe Facebook hoch und runter gelesen.

Sachen wie Pegida, Fremdenfeindlichkeit oder gar -hass, lebensverachtende Themen und Postings, dass man im wahrsten Sinne kotzen will, findet man da überall. Entschuldigt meine Wortwahl, das war das netteste Wort, das ich dafür finden konnte.

Da liest man von einem Azubi in Österreich, der fremdenfeindlich postete und von seinem Arbeitgeber Porsche direkt rausgeschmissen wurde. Sehr löblich finde ich das.
Was hat er gepostet? Die Feuerwehr hatte eine Outdoor-Dusche für Flüchtlinge konstruiert und es wurde ein Bild von einem 6jährigen Mädchen aus Syrien stammend gepostet, die einfach strahlte und Spaß mit dem Wasser hatte.
Darunter rief er dazu auf doch lieber einen Flammenwerfer zu nehmen. Er wollte also dieses unschuldige Mädchen lieber brennen sehen, als es im eigenen Land zu haben.
Nun kroch er zu Kreuze und schrieb weiterhin auf Facebook, es täte ihm leid und sowas könne man doch nicht ernst nehmen.

Aber im Kopf fängt alles an, da fangen terroristische Pläne an, es fängt Hass an, es fängt Gewalt an - wie kann man sowas grausames dann nicht ernst nehmen?

Dieses ganze braune Gedankengut macht mir hingegen grosse Angst. Der 2. Weltkrieg ist noch nicht einmal 100 Jahre her - Opfer des NSDAP und seinen willigen Helfern leben heute teilweise noch. Und wieder müssen sie erleben wie der Fremdenhass um sich greift. Was wohl in ihnen vorgeht?

Und was ist mit den Flüchtlingen, die gekommen sind, um Hilfe zu bekommen? Die gekommen sind, weil sie in ihrem eigenen Land sterben würden, begraben unter Schutt und Asche, über den Haufen geschossen, gesteinigt oder oder oder - ich will mir gar nicht ausmalen, was diesen Menschen alles passieren kann, wenn sie bleiben wo sie sind.
Nun stelle sich jeder Leser - gleich welcher Gesinnung er ist - die Frage: Was würde ich tun, wenn ich dort leben würde?

Es gibt keinen Menschen, der dann nicht fliehen würde, ausser diejenigen, die es nicht können. Weil sie das Geld nicht haben, um in ein Flugzeug zu steigen oder weil sie sich verpflichtet fühlen ihr Vaterland zu verteidigen, weil sie krank sind - es gibt viele Gründe nicht zu gehen, aber es gibt auch viele Gründe es zu tun.
Männer werden von ISIS verpflichtet zu kämpfen - oder getötet. Und da wundern sich einige, dass es viele männliche Flüchtlinge gibt?

Steckt es in den Genen der Deutschen Fremde abzulehnen? Ist es der "Fluch" in einem Sozialstaat zu leben, es nicht zu wollen, wenn wir helfen sollen?
Ja, es gibt Armut in Deutschland, es gibt Menschen, die vom Netz nicht aufgefangen werden und für diese Menschen muss etwas getan werden. Aber die Bemühung dahingehend hört doch nicht auf, nur weil 200 Syrier in Sachsen um Asyl bitten?!

Ich habe einen Kurzfilm gesehen wie unterschiedlich Flüchtlinge behandelt werden. Während in Sachsen alle feindlich gesinnt zu sein scheinen, bin ich so erleichtert zu sehen, dass das gefilmte Örtchen in Schleswig-Holstein alle herzlich willkommen heisst. Wieder einmal bin ich besonders stolz auf die Schleswig-Holsteiner und dass ich auch einer von ihnen bin. Ich bin nicht stolz Deutscher zu sein, aber ich bin stolz Schleswig-Holsteiner durch und durch zu sein. ;)
Ich in froh, dass "mein" Bundesland zeigt wie es richtig geht, mich nicht im Fernsehen beschämt.

Aber vor allem schockierte mich ein Satz, der von einer älteren Dame aus Sachsen stammt: "Ja, die werfen Steine, aber ja nicht auf Deutsche."
Nicht auf Deutsche, sondern auf "minderwertiges Leben" oder was?
Fremdschämen und Angst, dass die rechten sich wieder durchsetzen könnten überkommt mich, wenn ich so etwas höre und sehe. Ich sehe die fehlende Menschlichkeit und das ist wirklich beängstigend.

Ihr wisst in all der Zeit, die ich hier poste, bin ich nie wirklich politisch gewesen, aber dieses Thema ist so gross und so angsteinflössend, dass es einfach raus muss.

Was aber hat das denn mit Hunden zu tun?

Jeden Tag kommen hunderte Hunde aus dem Ausland bei uns an. Hunde aus der Türkei, Spanien, Rumänien, Russland und sogar China. Hunde, die auf die Strasse gesetzt wurden, in Tötungsstationen abgegeben wurden, die keine Chance mehr auf ein Leben haben, wenn sie nicht zu uns kommen.
Das wissen wir und tun alles dafür, dass diese Hunde überleben können.

Man wird heute schon komisch angeschaut, wenn man einen Hund aus dem deutschen Tierschutz zu seiner Familie zählt.
Wie selbstverständlich werde ich immer wieder gefragt aus welchem Land Nelly denn sei. Die Augen werden immer gross, wenn ich sage "Sie ist aus Deutschland.". Ich wurde auch schonmal gefragt, ob ich kein schlechtes Gewissen den spanischen Hunden gegenüber hätte, denn weil ich einen Hund aus dem deutschen Tierschutz genommen habe, musste ein Spanier sterben.
Was ist das für eine Logik???

Naja, auch diese Leute können nun zufrieden sein, denn Anna stammte aus Spanien und auch Hummel kommt aus Spanien. Mir ist nicht wichtig woher der Hund kommt, solange er zu uns passt - und so sehe ich das auch mit den Flüchtlingen.

Ich stele nicht das Leben eines Menschen über das eines Hundes oder anders herum. Und doch frage ich mich wieso das so ist.
"Gebt uns eure Hunde, die müssen wir retten, aber ihr krepiert bitteschön durch die Kugel eines Maschinengewehrs, weil ich nicht will, dass ihr 10 km eiter ein Zelt aufschlagt!"

Oder wie?

Wir fliegen nach Ägypten und in die Türkei in Urlaub, aber Musline sind die bösesten Geschöpfe der Welt?!

Ich hätte hunderte solcher Beispiele, aber ich glaube, dass es veranschaulicht was ich meine.

Jedes Leben ist wertvoll - wenn wir die Hunde aus der Türkei retten können, dann können wir auch ein 6jähriges Mädchen aus Syrien retten.

Meint ihr nicht, dass das unser aller Pflicht ist, denen es uns in unserem reichen Land gut geht?

Ich glaube das und bin der Überzeugung, dass ein friediches Zusammenleben möglich ist.

Keine 3 km von mir entfernt sind viele Flüchtlinge untergebracht. Schon seit einigen Monaten. Ich habe noch nie einen gesehen, die Einbrüche oder Kriminalität ist nicht angestiegen, ich werde in meiner freien Entfaltung nicht eingeschränkt. Wo also sollte mein Problem sein, dass 3 km weiter Menschen in Sicherheit sind, in deren Heimat Krieg ist? Wie käme ich dazu sie mit Steinen zu bewerfen oder andere Gräueltaten an ihnen zu verüben, die sie mich doch vollkommen in Ruhe lassen?

Ich habe einen spanischen Hund unter meinem Schreibtisch sitzen - einen "Flüchtling", wenn man so will, der in seiner Heimat keine Chance hatte.
Warum sollte ich dies einem Menschen verwehren wollen?

Hummel - eine neue Gefährtin zieht ein

Guten Morgen zusammen,

Anna fehlt jeden Tag, ihr Humor, ihre Treue, ihre Ruhe und Gelassenheit. Auch ihre Marotten und Macken, die mich erfreuten, aber auch manchmal in den Wahnsinn trieben. Alles an ihr fehlt und das wird noch sehr lange so bleiben.

Da Nelly ebenfalls sehr unter dem Verlust unserer Zaubermaus gelitten hat, habe ich mich nach einer neuen Gefährtin für uns umgeschaut. Es war nicht leicht für mich, denn Anna ersetzen kann ich nicht und will ich nicht. Anna war einzigartig und der Platz in meinem Herzen wird niemals neu vergeben werden.

Ich suchte und suchte und fand an jedem Hund etwas auszusetzen. Anna ist noch zu präsent, ich wusste auch, dass es nie wieder einen Hund wie sie geben wird.

Sicher waren während meiner Suche viele passende Hunde dabei, aber keiner konnte mich erreichen.

Keiner bis auf Hummel. Ich las den Vermittlungstext und viele Eigenschaften, die ich an Anna so sehr schätzte, schien sie mitzubringen. Ich fasste mir ein Herz und bewarb mich auf die Maus, die damals noch Nelly hiess.
Meine Bewerbungsmail schlug ein wie eine Bombe, die Pflegestelle war von meiner Selbstvorstellung begeistert, schon am nächsten Tag telefonierten wir uns sie lug mich für den darauf folgenden Tag zum Kennenlernen ein.

Das Kennenlernen verlief nicht so wie ich mir das vorgestellt hatte und ich dachte, dass das ein schlechter Start in ein gemeinsames Leben war. Es fing beim ersten gemeinsamen Spaziergang an zu regnen, Nelly (also meine) war total wild, sodass sie von Hummel direkt mal eine geschossen bekam. Na super... schlechte Zeichen überall.

Aber meine Mutter, die mich zum Kennenlernen begleitete, setzte mich auf den Pott und sagte "Du suchst doch nur nach Gründen, die Maus ist so klasse, du musst ihr eine echte Chance geben. Sie wird niemals Anna ersetzen können, aber du musst auch fair zu ihr sein."

Ja, sie hatte Recht - und sie hat Recht behalten.

Ich entschied mich für Hummel und mit jedem Tag freute ich mich etwas mehr auf sie, trotz des schlechten Gewissens Anna gegenüber und trotz der Trauer um meine Zaubermaus.

Am 18.7. zog Hummel ein und was soll ich sagen? Der Einzug vom Hummelchen verlief ähnlich reibungslos wie bei Anna damals. Wenn nicht sogar besser, denn Nelly hat durch Anna viel Ruhe gelernt und auch, dass sie nicht alles verteidigen muss. Während Spielzeug bei Anna am Anfang ein Problem war, fliegt das jetzt schon seit dem zweiten Tag durch die Bude und ist kein Problem.

Sie ist meine kleine Plüschbacke, sehr verschmust, manchmal ein wenig zickig, aber auch sie hat einen ganz speziellen Humor und ist sehr lustig.

Sie war die richtige Entscheidung und ich bin froh, dass meine Mutter so klare Worte fand.
Nach jetzt genau 7 Tagen hört sie schon auf ihren Namen, hat schon zwei Mal zagaft mit Nelly gespielt, was Nelly natürlich absolut klasse fand.
Heute testen wir das erste Mal wie sie sich ohne Leine verhält, dafür dürfen wir die Trainingshalle einer befreundeten Hundetrainerin nutzen. Mal schauen, ob da die Post abgeht mit den Mädels.

Hummel ist in ihrem vorigen Leben ein bisschen Prinzessin gewesen und meint den Status hier ebenfalls inne zu haben. Aber hier gibt es nur den Status Hund und daran muss sie sich gewöhnen. Kann sie mit einigen Dingen gut umgehen, bekommt sie alles was sie braucht und haben mag, das ist derzeit aber noch nicht so.
Letzt lag sie neben mir auf dem Sofa und Nelly ist vorbei gelatscht, da wurde die Lütte zum Gebiss auf 4 Beinen - zack runter geflogen, dumm geguckt. *lach* Ich würde sie gerne im Bett schlafen lassen, aber wenn sie so auf Nelly reagiert, geht das noch nicht. Sie muss lernen, dass auch Nelly hier auf Sofa und Bett darf, was SIE durchaus mit Hummel teilt. Aber das lernt unser kleines Insekt schon noch und dann darf sie auch mit ins Bett. ;)

Alles Liebe
Mona mit Nelly & Hummel im Arm und Anna im Herzen

Samstag, 11. Juli 2015

Abschied von Anna

Am 02.07.2015 hat Anna mich um ihre Freiheit gebeten.

Um kurz nach 20 Uhr abends liessen wir sie in Begleitung von Nelly und mir unter freiem, wolkenlosen Himmel und Sonnenschein gehen. Unsere Zaubermaus hatte "freie Fahrt" nach oben.

Dieser Verlust schmerzt sehr, auch Nelly leidet sehr unter der Situation.

Es gab noch so viel zu sagen, so viel zusammen zu erleben, aber sie wollte frei sein. Frei von Schmerz, befreit von diesem Teufel in ihr. Wir mussten sie ziehen lassen.