Montag, 28. April 2014

Die Macht der Projektion

Guten Abend zusammen,

ihr merkt, ich habe wieder mehr Zeit. *grins* Auch Zeit, um heute ein spontanes Experiment durchgeführt zu haben.

Ich ging in den Wald und es kam mir sofort eine Dame mit einem unangeleinten Hund entgegen. Davon abgesehen, dass ich das nicht gut finde, weil dort Leinenpflicht herrscht und zusätzlich derzeit Brut- und Setz-Zeit ist....
Als sie uns sah, nahm sie ihn jedenfalls an die Leine, was schon mehr ist, als die meisten Hundehalter tun.

Und dann kam die Frage aller Fragen: "Ist das ein Rüde oder eine Hündin?"
Kurz dachte ich darüber nach, das Geschlecht meiner Rüdin zu verraten, entschied mich dann aber spontan für "Rüde, unkastriert".

Ui da bekam sie ganz grosse Augen.

Es kam was kommen musste - der Hund kläffte wie ein Irrer. Und das obwohl ich ja tatsächlich eine Hündin an der Leine hatte.

Ich habe es bei mir selbst immer wieder festgestellt wie negativ wir unseren Hund beeinflussen können. Also ich will weiss Gott nicht sagen, dass ich so völlig anders bin, als diese Frau. Sie hat sicherlich auch ihre Gründe gehabt - ob als Aussenstehender realistisch oder nicht, ist dabei ja eher zweitrangig, denn für SIE gab es einen Grund.

Das "Rüden-Phänomen" ist ja doch recht häufig zu betrachten. Panikmache? Irrglaube? Tatsächliche Erlebnisse? Wer weiss das schon?

Und da sind wir mal wieder beim alten Thema: Der innere Schweinehund.

Sicherlich könnte ich mit diesem Hund ganz problemlos an 10 Rüden vorbei gehen, während sie mit Nelly vielleicht entspannt an Joggern vorbei laufen könnte.

Wenn man nicht weiss woher es kommt, dass der Hund bei einem selbst so völlig anders reagiert, ist man eigentlich fast schon gesegnet. Bevor ich es erkannt habe, war es für mich halt einfach ein Problem, an dem man trainieren musste, auch wenn der Misserfolg mich sehr frustriert hat.

Aber zu wissen, dass es an der eigenen Angst oder Einstellung liegt, die man zeitgleich und schier machtlos an den Hund überträgt, das wurmt. Das wurmt einfach phänomenal.

Und warum? Weil man dagegen nur ganz schwer was tun kann. Aber warum ist das so?

Ich habe zum Beispiel auf einem Hundeplatz, bei dem ich Mitglied war, viel schlechtes mit Nelly erlebt. Seien es die anderen Hunde gewesen oder auch Nelly selbst, die recht krass reagierte. Situationen wie diese, die ich auch nur schlecht kontrollieren kann, stressen mich. Und wie reagiert Nelly darauf? "Halloooohoooo, Stress? Alles klar, ich bin dabei, mach dich schonmal warm."

Ich brauche sie in solchen Momenten auch schon gar nicht mehr zu rufen, weil sie darauf nicht mehr anspringt. Wohlbemerkt ändert auch eine Pfeife nichts daran, habe ich schon ausprobiert.

Eine sehr enge Freundin erkennt sofort, wenn ich gestresst bin und nimmt das Ruder in die Hand. SIE ist dabei total gelassen - ihr Rüde hat sich schon so oft geprügelt, die kann kaum noch was schocken. Wenn diese Freundin also Nelly in exakt diesen Situationen ruft, dann ist das kein Problem. "Was darf ich für dich tun? Du hast gerufen?"

Diese gestresste Haltung kommt aus schlechten Erfahrungen, die so häufig passierten, dass ich bei jedem fremden anwesenden Hund voraus setze, dass es Stress geben wird. Nicht immer ist das tatsächlich der Fall, häufig jedoch schon. Ich werde sicherlich meinen Teil dazu beigetragen haben.

"Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung" heisst es ja so schön. Kann ich so nicht bestätigen, denn es ist mir nach wie vor nicht gelungen, gewisse Verhaltensweisen abzulegen.

So geht es sicherlich vielen - bewusst oder unbewusst. Man muss an sich arbeiten, etwas entspannter werden, dann "klappts auch mit dem Nachbarn" irgendwann vielleicht. ;)

Alles Liebe
Mona und die Rüdin :D

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