Dienstag, 22. Oktober 2013

Tierschutz vs. Zucht vs. Vermehrer

Liebe Tierfreunde,

wie ihr ja wisst, bin ich bekennender Tierschützer und gleichzeitig Gegener von Zucht und Vermehrerei.

Beleuchten wir mal die Vor- und Nachteile (aus meiner Sicht) von allen dreien:

Tierschutz

Es gibt viele Gründe, warum ein Tier in einem Tierheim oder einem Tierschutzverein landet. Tod des Halters, Überforderung, veränderte Lebensumstände oder die "Wegwerf"-Mentalität vieler Menschen.
Nicht alle Tiere, die im Tierheim sitzen, sind dort, weil sie gestört sind.

Vorteile:
- Das Tier ist häufig etwas älter, so sind eventuell vorhandene Krankheiten oder Gebrechen im Vorfeld bekannt. Auch der Charakter ist entsprechend ausgebildet, die Sozialisierung ist häufig abgeschlossen und so weiss man genau auf was man sich einlässt. Mit diesem Wissen kann man sich das Tier aussuchen, das zu einem passt.
- Es gibt viele ungewollte Fellnasen, die alle ein gutes Zuhause verdient haben.

Nachteile:
- Viel zu oft sagen die Betreuer der entsprechenden Tiere nicht die ganze Wahrheit. Das liegt zum einen daran, dass es häufig schwer ist, die Tiere einzuschätzen, denn auf x Tiere kommt nur ein Pfleger. Dazu kommt, wenn es sich um ein Tierheim handelt, dass es schwierig für die Pfleger ist, das Verhalten in einem Haushalt einzuschätzen.
Aber es kommt leider auch vor, dass negative Charakterzüge oder auch Krankheiten bewusst verschwiegen werden.
- Häufig wird eine Entscheidung aus Mitleid getroffen. Diese ist hier fehl am Platz, denn wenn man sich für einen Partner für den Rest seines Lebens entscheidet, sollte diese Entscheidung wohldurchdacht sein.

Zucht

In meinen Augen gibt es nur einen Grund sich für einen Züchter zu entscheiden: Es muss aus welchen Gründen auch immer ein reinrassiger Hund sein mit Papieren. Dies kann z.B. sein, weil man einen bestimmten Hundesport betreiben möchte und dort nur reinrassige Hunde mit Papieren zugelassen werden.
Oder an verspricht sich von einem Welpen vom Züchter einen gesunden, freundlichen Hund, wenn dieser ausgewachsen ist.

Vorteile:
- Je nach Zuchtverband ist die realistische Einschätzung in Sachen HD und ED gegeben. Diesen Vorteil muss ich einschränken, weil in vielen (auch seeeehr bekannten) Zuchtverbänden eine eigene Meinung davon herrscht ab wann es sich um welche Stufe HD / ED handelt. Diese Meinung weicht in der Regel stark von tierärztlichen Erkenntnissen ab. Bewertet wird es nicht durch einen Tierarzt, sondern von einem Zuchtward, der in der Regel nicht dem Berufsstand des Veterinärmediziners angehört.
Mit anderen Worten: Hier wird geschönt.
- Bei einem Welpen einer bestimmten Rasse kan man davon ausgehen, dass gewisse Charaktereigenschaften oder das Verhalten vorkommen werden. Jedoch ist zu beachten, dass auch ein Tier ein Individuum ist und auch mal aus den typischen Rasse-Eigenschaften ausbrechen kann.
- Bei einem Welpen hat man Prägung und Sozialisierung selbst in der Hand und wenn man das beherrscht, bekommt man in der Regel tatsächlich einen freundlichen, einfachen Hund, wenn dieser ausgewachsen ist.

Nachteile:
- Kaputt-Züchtung der einzelnen Tiere. Zuchtstandarts weichen in einem Maße von der Gesundheit ab, dass das schon nicht mehr feierlich ist. Nehmen wir den Mops: Immer plattere Schnauze, immer stärker gekringelte Rute. Beides sind gewünschte körperliche Merkmale, die den Hund aber total kaputt machen. Das schwere Atmen ist sicherlich jedem ein Begriff. Die Rute ist die Fortsetzung er Wirbelsäule und eine gekringelte Wirbelsäule tut einfach weh. Daher haben Möpse auch häufig eine S-förmige Wirbelsäule - irreparable Schmerzen mit jedem Schritt.
- Was sich häufig selbst als Züchter anpreist, ist eigentlich ein Vermehrer. Gefälschte Papiere, viel zu viele Hunde, Hündinnen, die bei jeder Läufigkeit gedeckt werden etc. sind Hinweise dafür, dass es sich NICHT um einen Züchter handelt.
- Zuchthunde werden bewertet von Zuchtwarten und auf Ausstellungen. Sie werden in ein Schema F gedrückt und nicht als Individuum behandelt, welches sie sind.
- Häufig werden Hündin und Rüde ausgesucht und wenn die Hündin den Rüden nicht annehmen will, wird sie dazu gezwungen. Das kommt sicherlich bei wirklich guten Züchtern nicht vor, weil diese auf das Wohl ihrer Hunde achten. Dennoch ist diese Praxis auch in Zuchtverbänden nicht so selten wie man es glauben wollte.

Vermehrer

Vermehrer sind wohl die schlechteste Wahl, die man überhaupt treffen kann, um seinen Partner für ein Tier-Leben lang zu sich zu holen.

Vorteile:
- Billige Welpen.

Nachteile:
- Jeder bekommt einen Welpen, der einen will. Egal, es sind ja genug für alle da.
- Es wird nicht auf die Gesundheit geachtet. Weder von den Elterntieren, noch vom Nachwuchs. Impfungen werden häufig nicht gemacht und dann gefälscht (einen Stempel kann sich jeder überall machen lassen...). Oft erhalten die neuen Tierhalter ein krankes Tier, teilweise auch totkrank.
- Es wird nicht auf eine gute Sozialisierung geachtet, weil das bei der häufigen Masse an Nachwuchs gar nicht mehr möglich ist.
- Es wird auf Teufel komm raus produziert. Jede Hündin wird bei jeder Läufigkeit gedeckt. Egal, Hauptsache Profit.
- Auch "nur einmal Welpen haben"-Leute sind Vermehrer. Selbst dann, wenn sie sich Mühe geben, auf Gesundheit achten etc. In der Regel gibt es weder vorhergehende Untersuchungen, ob die Elterntiere gesund sind, noch wird darauf geachtet, ob die Rassen oder Mischungen der Elterntiere zusammen passen. So entsteht ein Hund wie Nelly - Jagdhund und Hütehund vermischt, gar keine vorteilhafte Mischung.
Oder aber eine kleine Hündin wird von einem riesigen Rüden gedeckt und verstirbt häufig, weil die Welpen im Geburtskanal stecken bleiben.

Abschliessend sei gesagt, dass es aus den Blickwinkeln anderer Menschen garantiert eine andere Liste geben würde. Deshalb schrieb ich eingangs, dass ich aus meiner persönlichen Sicht schreibe.
Ja, ich wettere gegen Züchter und gegen Vermehrer. Für mich gibt es da nur minimale Unterschiede. Ich finde beides falsch.
Wichtig sollte sein, dass Hunde wesensfest werden, was man mit einer guten Sozialisierung erreicht. Wichtig sollte sein, dass Hunde gesund sind - nicht nach einem Zucht-Standart, sondern nach echter Gesundheit, die Lebensqualität bringt.

Wichtig sollte sein, zuerst die ungewollten Tiere in gute Familien zu vermitteln, statt immer weiter nach zu produzieren. Sollte irgendwann der Tag kommen, an dem Tierschutzvereine und Tierheime arbeitslos sind, werde ich der erste Mensch sein, der laut jubelnd zu einem Züchter rennt, um sich einen genormten Hund abzuholen. ;)
Solange das aber nicht der Fall ist (und das wird leider auch nie der Fall sein), sehe ich jeden Tierhalter in der Pflicht, etwas gegen das Tierleid zu tun. Und ich meine damit nicht sich einen Welpen aus dem Katalog zu bestellen und produzieren zu lassen. 

Alles Liebe
Mona




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