Donnerstag, 18. Juli 2013

Mensch-Hund-Beziehung und die ewige Diskussion der Dominanz-Theorie

Hallo an alle Hundefreunde,

heute kam mir mal wieder ein Gedanke zum Thema Mensch-Hund-Beziehung und zur Dominanz-Theorie.

Die Dominanz-Theorie habe ich in all ihrer Vielfalt von meinem ersten Hundetrainer gelernt. Für diejenigen, die nicht exakt wissen was ich meine ein paar (teilweise überspitzte) Auszüge:

- Der Hund hat nur dann zu atmen, wenn ich es ihm erlaube.
- Dem Hund gehört gar nichts, mir gehört alles.
- "Respekt" durch Unterdrückung
- Der Hund hat keine eigene Meinung zu haben, sondern ich diktiere ihm diese.

Diese "goldenen Regeln" durchzusetzen bedienen sich Dominanz-Theorie-Anhänger (so wie ich früher auch) scharfe Mittel.
Wie zum Beispiel psychischen Druck, Leinenruck, körperliche und psychische Gewalt (Alphawurf, um nur ein Beispiel zu nennen).

Wie ihr schon lest, verurteile ich diese Art der Hunde"erziehung" aufs Schärfste.

Warum will ich euch gerne erklären:

Als Nelly mit jedem Blinzeln angeblich die Weltherrschaft an sich reissen wollte und ich mit aller Macht und den oben genannten "Hilfsmitteln" versuchte das zu unterbinden, waren wir eines ganz sicher nicht:
Ein gutes Team.

Warum auch? Sie hatte von mir schliesslich immer nur Druck und generell nicht viel Gutes zu erwarten.
Wir lebten nebeneinander her, hätte sie eine Wahl gehabt, dann wäre sie ganz sicher gegangen.

Andere kamen mit meinem Hund besser zurecht als ich, was den Frust und den Druck auf Nelly nur noch steigerte.

Erst als ich gelernt habe, dass Respekt ohne Vertrauen nicht möglich ist und Vertrauen auf Gegenseitigkeit beruht, besserte sich das zerrüttete Verhältnis.

Heute bin ich angepasst an meinen Hund tatsächlich ein "Watteball-Werfer" wie Dominanz-Theoretiker einen gerne verspotten.

Aber lieber so und mein Mensch-Hund-Team funktioniert, als ständig Druck auszuüben und immer auf der Hut zu sein, dass mein Hund ja nicht die Weltherrschaft an sich reisst. ;)

Hunde wollen gar nicht führen, es ist eine Frage der Notwendigkeit. Und ein Mensch ist nicht automatisch ein guter Führer, nur weil er ein Mensch ist.
Und ganz ehrlich kenne ich fast keinen Menschen, der souverän genug ist, um das auch wirklich zu sein. Ich halte mich auch keinesfalls für einen solchen Menschen.

Es wäre zwar schöner für den Hund, wäre es anders, aber ich finde das nun auch keinen Weltuntergang. Man muss halt stetig an sich arbeiten, dazu lernen und sich mit dem Thema beschäftigen.

Da fast keiner dieser "geborene Führer" ist, müssen wir Menschen diese (unsere) Fehler anders wieder wett machen. Ein Vorteil ist natürlich schonmal, dass wir freien Zugang zum Futter haben. ;)
Das ist so das eine, das Existentielle.

Das andere ist die Frage, ob wir unserem Hund vertrauen, ob wir ihn beschützen können und für die Gruppe die richtigen Entscheidungen treffen. Kann sich mein Hund wirklich IMMER auf mich verlassen? Oder überlasse ich es ihm viel zu häufig Situationen zu regeln?

Eine solcher "Schutzmaßnahmen" habe ich in dem Posting "Wenn der Hund Schutz sucht" bereits behandelt.
Es fängt aber schon im Kleinen an. Zum Beispiel, wenn wir jeden dahergelaufenen Passanten unseren Hund angrabbeln lassen. Willst du von einem Fremden gestreichelt und angefasst werden? Nein? Warum sollte dein Hund das dann bei jeder Gelegenheit ertragen müssen?
Selbst Hunde, die das prinzipiell gut finden, brauchen das nicht wirklich.
 Indem ich aber allem und jedem erlaube überall und immer in die Individualdistanz meines Hundes einzugreifen, zeige ich damit ja eigentlich auch, dass es mich nicht kümmert wer sich wie nähert.

Hunde haben eine unterschiedliche Individualdistanz, auf die man als sein Mensch Rücksicht nehmen sollte und auch mal jemanden wegschicken sollte. Damit beweist man seinem Hund eben auch, dass er kein Grabbeltier für alle ist.

Oder dass man aktiv Hunde weg schickt, wenn der eigene Hund sich in seiner Haut nicht ganz wohl fühlt. Und nicht wie viele es machen einfach abwarten was passiert. Oftmals ist das Höflichkeit gegenüber dem anderen Hundehalter. Man muss erstmal lernen, dass man nicht höflich zu sein braucht, sondern seinem eigenen Hund verpflichtet ist. 

In vielen kleinen Gesten wird der Grundstein für eine gute Mensch-Hund-Beziehung gelegt. Damit meine ich nicht Bindung, das wird häufig verwechselt. Eine wie auch immer geartete Bindung hat ein Hund mit seinem Menschen ganz automatisch. Und wenn es sich um das nackte Überleben durch Abhängigkeit bezieht.

Wenn dein Hund dir vertraut, will er Situationen meist gar nicht selbst regeln müssen. Denn er weiss, dass du das für ihn tust.
Überwiegt dieses Verhalten bei dem Hund (Ausrutscher können immer mal passieren, was dann wieder eine neue Baustelle ist, es besser zu machen), vertraut er dir. Und auf diesem simplen Grundsatz baut alles weitere auf. :)

Alles Liebe
Mona

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