Sonntag, 12. Mai 2013

BARF - eine Glaubensfrage?

Hallo liebe Hundefreunde,

über die Fütterung eines Hundes scheiden sich die Geister wie es schlimmer kaum gehen kann.
Da gibt es die "Mir doch sch... egal, Hauptsache billig" oder die "Mein Tierarzt verkauft mir Futter und der muss es wissen". Oder es gibt auch die "Das war Testsieger bei Stiftung Warentest".
Im Gegenzug gibt es diejenigen, die BARFen zu einer Religion machen und jeden davon überzeugen wollen, dass das das beste für jeden Hund ist.

Um dem mal vorweg zu greifen: Ich gehöre zur letzten Kategorie. ;)

Ich gehöre zu den unbeirrbaren "Weltverbesserern", die ihren Mitmenschen manchmal auch damit auf den Keks gehen, weil auch sie "zum Glauben finden" sollen.
Das mache ich aber nicht, weil ich glaube, dass ich die Weisheit mit Löffeln gefressen habe. Ich mache das, weil es so wahnsinnig viele fütterungsbedingte Krankheiten gibt und ich einfach nicht mehr zusehen und zuhören will, dass Leute ihre Tiere krank füttern und dann jammern. Und bei mir wird viel gejammert. Über die Tierarztkosten, über den Aufwand, "Ach hätte ich doch..." und ich mag es einfach nicht mehr hören.
Nicht zuletzt steht ein Tier und seine Gesundheit hinter dem Ganzen, weshalb mein innerer Zwang es nicht immer "gut sein lassen" kann.

Fangen wir aber mal von vorne an, denn ich war ja nicht immer so. Früher gehörte ich zur schlimmsten Kategorie, den "Mir doch sch... egal, Hauptsache billig". Und nicht zuletzt durch die vielen Krankheiten, die ich Nelly damit förmlich auf Löffeln eingetrichtert habe, ist meine Meinung heute eben der krasse Gegensatz.

Wir waren ständig beim Tierarzt. Blasenentzündung, Zwingerhusten, Fieber, Durchfall, Erbrechen, wieder Durchfall und Fieber, wieder Erbrechen. Es ging ihr eine lange Zeit dauerhaft schlecht.

Auch der Wechsel auf anderes Trockenfutter half nicht, der Wechsel auf Dose... naja... und puha stinkt das Zeug. Vorne wie hinten gleich, das kann ja auch nicht gesund sein.

Die Erfahrungen von Freunden spielen bei meiner Überzeugung aber auch eine grosse Rolle.
Casper, der Beagle einer Freundin, hatte Magenkrämpfe. Immer wieder. Natürlich vornehmlich an Feiertagen und dem Wochenende, was sonst? Er krampfte so schlimm, dass es manchmal wie ein epileptischer Anfall aussah und er schrie manchmal dabei.
Nach dem dritten Mal riet ich ihr die Tierärztin darauf anzusprechen, ob es am Futter liegen könnte. Sie war ein "Das war Testsieger bei Stiftung Warentest".
Hier mal eine Anmerkung von mir: Es wurde das Preis-Leistungs-Verhältnis verglichen, nicht ob das Futter gesund für´s Tier ist!

Da ich ja "nur die blöde alte Barf-Tante" war, sprach sie ihren Tierarzt nicht darauf an. Geschlagene 1,5 Jahre nicht....
Irgendwann wurde ich sauer und sagte ihr, dass wenn sie nicht mal bereit ist das mit ihrer Tierärztin zu besprechen, ich absolut kein Wort mehr über die Magenkrämpfe hören wollte.
Es wurden wilde Diagnosen gestellt, die sich im Nachhinein alle als unwahr heraus stellten.

Und siehe da... seitdem er das "Stiftung Warentest"-Futter nicht mehr bekommt... sind die Magenkrämpfe weg. Heute wird er gebarft und es geht ihm besser denn je.

Ich könnte euch noch allerhand solcher Beispiele bringen, aber ich denke, dass das vorerst ausreichend ist.

Und immer wieder frage ich mich: Ist BARF wirklich eine Glaubensfrage?

Immer wieder wird das Barfen als "neumodischer Trend" hingestellt. Hierzu ein paar Fakten:
Industriell hergestelltes Hundefutter gibt es erst seit etwa 80 Jahren.

Was aber um Himmels Willen bekamen die armen Tiere denn davor zu fressen?
Genau, Schlachtabfälle und Tischreste.

Nehmen wir die Tischreste mal raus, die Hunde ja wegen dem hohen Gehalt an Gewürzen nicht wirklich fressen sollen, dann bleiben da noch die Schlachtabfälle. Schlussendlich ist BARF nichts anderes... es hat heute nur einen Namen.

Oder nehmen wir eine Zeit, die noch länger zurück liegt - warum haben sich Wölfe den Menschen angeschlossen? Wegen dem Fleisch bzw. den Resten. Auch das ist Barfen gewesen.

Also stelle ich jedem mit dem neumodischer Trend-Satz die Frage: Was war zuerst da? Fleisch oder Trockenfutter? ;)

Natürlich ist es nicht automatisch besser, nur weil es zuerst da war. Deshalb möchte ich meine Ausführungen noch weiter treiben.

Orientieren wir uns an der natürlichen Nahrung eines Wolfes: Natürlich handelt es sich mal in erster Linie um rohes Fleisch, weil ein Wolf nicht mit einem Töpfchen und einem Pürierstab durch den Wald rennt. Also sagt der logische Menschenverstand einem ja EIGENTLICH, dass das so falsch nicht sein kann.
Natürlich ist der Hund kein Wolf mehr, aber der Verdauungstrakt funktioniert nach wie vor wie der ihrer Vorfahren.

Durchleuchten wir mal die Zusammensetzung eines Beutetieres. Da gibt es Fleisch, Magen und Inhalt, Gedärme, evtl. auch Haut und hier und da mal ein Knorpel oder kleinerer Knochen.
Es ist ein Irrglaube zu denken, dass das gesamte Beutetier samt aller Knochen gefressen wird. Deshalb ist die übermässige Gabe von Knochen auch wenig naturgetreu und kann grosse Schäden anrichten (Darmverschluss, um nur mal ein Beispiel zu nennen).

Beim Barfen stellt man das Beutetier so gut wie möglich nach.

Durchleuchten wir mal ein "08/15"-Trockenfutter. In aller Regel steht an erster Stelle irgend eine Form von Getreide. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass das den höchsten Teil des Futters ausmacht. An zweiter Stelle ist der zweitgrösste Teil und so weiter. Das muss man natürlich erst einmal wissen, bevor man eine Zusammensetzung wirklich bewerten kann.

Fleisch, Fleischmehl oder besser noch "Fleisch- und tierische Nebenerzeugnisse" (was so ziemlich alles sein kann, was mal mit einem Tier in Berührung kam) stehen häufig an 3. oder 4. Stelle.
Ja Moment mal... was frass noch gleich der Wolf? Achja stimmt... er grast Getreidekörner vom Feld, wie konnte ich daran zweifeln? ;)

Ausserdem - und das muss man unbedingt mit bedenken - verändert sich die chemische Zusammensetzung von Stoffen im rohen oder verarbeiteten Zustand.
Nehmen wir als Beispiel Petersilie, da dies recht simpel ist.
Petersilie hat einen hohen Grad an Flüssigkeit, in dieser Flüssigkeit steckt ein Grossteil der Nährstoffe. Ausserdem ist Petersilie reich an Calcium, was widerrum in den Zellen steckt, die die Pflanze bilden.
Entzieht man Petersilie das Wasser (was bei Trocknung passiert), so entzieht man einen Grossteil der darin enthaltenen Nährstoffe. Da die Zellen der Pflanze aber erhalten bleiben, steigt die Konzentration von Calcium im Rest, der noch übrig bleibt.

Das heisst, dass frisches Fleisch und getrocknetes Fleisch niemals die gleichen Nährstoffe haben können.
Bzw. trifft dies ganz allgemein auf Inhaltsstoffe zu, nicht nur auf das Fleisch.

Weiterhin werden die Zutaten vorher gekocht, was weitere Nährstoffe entzieht.
Deshalb ist es nicht unüblich, dass künstlich Vitamine und Mineralstoffe hinzugemischt werden, was man auch ganz leicht auf der Verpackung ablesen kann.

Um es jetzt ml drastisch mit den Worten eines "Gläubigen" zu sagen:
Erstmal wird das Beutetier völlig falsch nachgestellt, indem billige Zutaten den grössten Anteil des Futters ausmachen. Dann wird alles tot gekocht und getrocknet, was die meisten Nährstoffe entzieht. Damit aber der Hund nicht sofort tot umfällt, werden künstlich Vitamine und co. wieder hinzugefügt. Das ganze wird nett verpackt und mit tollen Sprüchen wie "Hoher Fleischanteil" oder ähnlichem geschmückt, damit sich diese Pampe gut verkaufen lässt.

Und nun frage ich alle Zweifler: Ist das wohl gesund?

AllesLiebe
Mona

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