Samstag, 29. Dezember 2012

Wenn es Zeit ist Abschied zu nehmen

Guten Morgen liebe Hundefreunde da draussen,

ein Thema, mit dem wir uns immer auseinander setzen müssen, es aber nicht wahrhaben wollen, ist der Abschied vom geliebten Hund.

Am 27.12. erreichte mich die Nachricht, dass der Hund einer Freundin Prostatakrebs hat. Inoperabel, bereits mit Metastasen in der Lunge und einem Schatten auf dem Herzen.

Der Tierarzt wollte ihn sofort schlafen legen, aber sie hat ihn noch wieder mit nach hause genommen. Er soll zuhause einschlafen.

Cico ist ein Bild von einem Golden Retriever. Er ist sehr gross (Arbeitslinie) und ein richtiger Teddybär.
Er ist nicht so wild und stürmisch wie die Goldies, die man sonst so kennt. Cico ruht in sich und ist der geborene Anführer. Ich kenne nur einen einzigen Hund, der nie bereit war, sich Cico bedingungslos anzuschliessen. Alle anderen taten das immer und dazu sehr sehr schnell.

Nelly gehörte immer zum Rudel, das Cico anführte. Und ich meine nicht "Gruppe", sondern richtig Rudel. Damals lebte Cico mit zwei weiteren Hündinnen zusammen plus Nelly. Sie war dort in der Nachmittags-Betreuung und war immer fester Bestandteil des Rudels. Sie wurde von Cico´s "rechter Hand" Lena immer gemaßregelt, wenn sie zum Rudel zurück kehrte, weil sie sich unerlaubt entfernte. Lena hatte ein Mal Welpen und zeigte dieses Verhalten ausschliesslich bei diesen - und Nelly. Bei keinem anderen Hund machte sie das jemals.

Cico, ganz Chef, griff da nicht ein, sondern beobachtete genau wie es ablief. Da es immer friedlich war, wenn auch sehr spektakulär aussah, brauchte er das auch nicht. Denn aus Hunde-Sicht hat Nelly den Rüffel ja auch verdient, auch wenn sie realistisch nichts dafür konnte.

Eines Abends saßen wir noch alle zusammen und jeder Hund bekam einen Apfel. Nelly stolz wie Oskar, bunkerte ihren noch zwischen ihren Vorderpfoten und freute sich, dass sie sowas tolles hatte. Die anderen 3 verschlangen ihre Äpfel genüsslich.
Als Cico sah, dass Nelly ihren noch hatte, ging er zu ihr, guckte den Apfel an, guckte Nelly an. Nelly guckte den Apfel an, guckte Cico an. Das ging bestimmt eine Minute lang so. Dann nahm Cico den Apfel ganz vorsichtig, wartete kurz, ob Nelly ihn wieder haben wollte, die ihn nur entsetzt angeguckt hat. So trug er also den Apfel zu seinem Teppich und wartete nochmal, ob Nelly ihn sich wieder holt. Aber sie lag noch an Ort und Stelle und guckte ihn entsetzt an. Also hat er sich den reingezogen.

Das ist meine absolut liebste Cico-Geschichte. Zeigt sie doch wie nahe Nelly und Cico sich immer standen. Keinem anderen Hund auf der ganzen Welt ist es möglich, Nelly was zu Essen abzunehmen, ohne dass sie sich wehrt oder hinterher rennt, um es wieder zu bekommen.

Ich fuhr gestern zum Freilauf, den es ohne Cico gar nicht geben würde, um mich von ihm zu verabschieden.
Er war so fröhlich und gut drauf, sprang wie immer auf mich zu und freute sich. So sieht kein Hund aus, der im Sterben liegt... und doch tut er es.
Es war sicherlich eine Mischung aus Freude, einem letzten Aufleben und Schmerzmitteln. Aber nichts desto trotz freute er sich und war gut drauf.

Es kam noch eine andere Freilauf-Freundin, die mit ihrer Kamera letzte Bilder von Cico machte. Sie sind einmalig schön geworden.

Der Abschied war nicht so schwer und so trübe, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber als ich zum Auto ging und Cico mich wie all die Jahre am Zaun zum Auto begleitete, da wurde mir bewusst, ihn zum letzten Mal gesehen zu haben.
Er stand neben dem Auto und sah mich an und da kullerten die ersten Tränen. Und dann tat er etwas, das er all die Jahre noch nie gemacht hat: Er drehte sich um und ging.

Immer hat er gewartet, bis ich das Auto gestartet habe und gefahren bin, erst als ich ausser Sichtweite war, ging er zurück. Niemals zuvor... nie, bis auf gestern.

Man kann sicherlich viel interpretieren, warum er das gemacht hat, ob die Schmerzmittel ihn dazu brachten oder oder oder...
Aber ich glaube, dass er nicht sehen wollte, dass ich um ihn weine.

Es ist ein schöner letzter Nachmittag auf dem Freilauf für ihn gewesen. Viele, die er mag und die ihn mögen, waren nochmal da. Nicht alle wussten Bescheid und das ist okay so, Frauchen entscheidet wem sie es sagen will und wem nicht.
Ich bin sehr dankbar, dass sie mir die Chance gegeben hat, ihn noch einmal zu sehen, ihn mit Keksen voll zu stopfen und mich von ihm zu verabschieden. Das war und ist mir sehr wichtig.

Ein grossartiger Hund verlässt uns. Es tut weh. Seinem Frauchen noch mehr, als jedem anderen.

Traurige Grüsse

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